Verfassen - Lernpfad

Website: E-Learning-System der Fachhochschule Potsdam
Kurs: Wissenschaftliches Arbeiten - ein Selbstlernangebot
Buch: Verfassen - Lernpfad
Gedruckt von: Gast
Datum: Donnerstag, 2. Mai 2024, 17:17

Beschreibung

Texte, Videos & Aufgaben zum fünften Kapitel.

Kapitelüberblick

WELCHE Rahmenbedingungen unterstützen mich darin, meinen Schreibfluss zu finden und zu erhalten?

WESHALB ist Transparenz so wichtig und worauf nimmt das alles Einfluss?

WAS bedeutet "richtig zitieren" und welche Gestaltungsmöglichkeiten habe ich?

WESSEN Außenperspektive könnte mir helfen und wie hole ich diese am besten ein?

WIE nutze ich auch visuelles Denken, um Inhalte verständlicher aufzubereiten?

Flow

AUFGABE: Schreibfluss

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Objektivität?

Transparenz

Wie wichtig Transparenz ist, zieht sich bereits durch alle Videos und soll an dieser Stelle noch einmal genauer betrachtet werden. Hinter "Transparenz" verbirgt sich der Anspruch von Wissenschaft, auf eine intersubjektiv nachvollziehbare Vorgehensweise zu bauen. Das bedeutet nichts anderes, als dass nicht nur Sie verstehen sollten, was Sie warum machen, sondern auch Ihre Leser*innen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Forschenden nach Ihnen die Möglichkeit erhalten, Ihre Ergebnisse zu überprüfen und sich keine "Pseudo-Wissenschaften" entwickeln.1 Ihre Arbeit ist ein Zwischenstück in einem sehr langen Prozess; es liegt in Ihrer Verantwortung, sie so aufzubereiten, dass sie für andere nutzbar ist.

Transparenz betrifft somit sowohl Ihre Vorgehensweisen wie Ihre zugrunde liegenden Definitionen und Annahmen.

Annahmen bilden das Fundament Ihrer Arbeit. Annahmen sind keine Thesen, da sie nicht Ihr Forschungsthema sind und Sie sie nicht überprüfen werden. Transparenz an dieser Stelle ermöglicht es uns, Annahmen richtig einzuordnen. Es wäre eine andere Arbeit, wenn Sie Humor als Fähigkeit „Spaß zu verstehen“ definieren, anstatt als Fähigkeit „Witze zu generieren". Es wäre auch eine andere Arbeit, wenn Ihre Annahmen besagen, Humor sei entwickelbar bzw. angeboren.

Sie können demnach einen großen Beitrag zur Transparenz bereits am Anfang Ihrer Arbeit leisten, nämlich durch die Präsentation Ihrer zugrunde liegenden Definitionen und Annahmen und durch eine klare Darstellung und Begründung Ihres Forschungsdesigns. Doch auch während des Schreibens lohnt sich immer wieder der Blick darauf, ob Sie für uns noch klar und nachvollziehbar sind - bei der Auswahl und Darstellung Ihrer Texte und insbesondere bei der Interpretation Ihrer Ergebnisse.

Nur das, was Ihre Leserschaft nachvollziehen kann, wird sie auch weiterhin nutzen. Hierzu gehört vor allem auch die sehr saubere Trennung zwischen den Befunden und ihrer Interpretation. Immer dann, wenn etwas direkt von Ihnen kommt, sollte dies ebenso klar gemacht werden wie die Verwendung externer Quellen.


vgl. Lenhard-Schramm, Niklas (2011): Was ist wissenschaftlich? Westfälische Wilhelms Universität Münster. Online verfügbar unter: http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/wissenschaftstheorie/preisfrage/schramm_-_was_ist_wissenschaftlich.pdf (Letzter Zugriff: 28.08.2014).

Zitieren

Im Sinne der Transparenz verweisen Sie sowohl im Text als auch in Ihrem Literaturverzeichnis am Ende Ihrer Arbeit auf alle Quellen, auf die Sie zurückgegriffen haben.

Für Verweise im Text haben Sie drei Möglichkeiten:

  • Sie können direkt im Text darauf verweisen, mit einführenden Sätzen wie "in einer Studie von XY (2014) wird darauf hingewiesen ..." oder am Ende der betroffenen Stellen (XY, 2014).
  • Wenn Sie einen Text sinngemäß wiedergeben, ihn quasi selbst zusammenfassen, arbeiten Sie mit vgl. (vergleiche), zum Beispiel (vgl. XY, 2014, S. 165). Bei Zitaten "..." lassen Sie das "vgl." weg. 
  • Zuletzt haben Sie die Möglichkeit, Ihre Literaturverweise in Fußnoten unterzubringen, falls Sie die direkten Verweise im Text als störend für den Fließtext empfinden.1

In Ihrem Literaturverzeichnis werden Sie dann exakter. Für jeden Verweis im Text muss sich eine exakte Referenz wiederfinden. Dabei ist es relevant zu beachten, dass sich verschiedene Publikationsformen in ihren Angaben unterscheiden. Sie identifizieren also zunächst die Quelle selbst:

  • Literatur: Monografie, Beitrag in einem Sammelband, Zeitschriftenaufsatz, Zeitungsartikel, graue Literatur (z.B. Skripte, Arbeitspapiere ...)
  • Internetadressen
  • andere Quellen, wie Sendungen aus Radio oder Fernsehen, Vorträge oder persönliche Gespräche

Aber beachten Sie: das Literaturverzeichnis besteht immer nur aus EINEM Alphabet. Historisch-philologisch arbeitende Fachdisziplinen wie die Archivwissenschaft unterteilen manchmal noch zwischen Literaturnachweisen und (historischen, analysierten) Quellen. Ihr Literaturverwaltungsprogramm (z.B. Citavi) hilft Ihnen dabei, wie die Literaturangabe zusammengesetzt werden muss. Bei Citavi können Sie z.B. über 3000 verschiedene Zitationsstile (Bibliographie-Formate) einschalten. 

Wie Sie zitieren, hängt vorwiegend von der jeweiligen Fachcommunity ab. Lesen Sie z.B. die Autoren-Anweisungen bei Zeitschriften, aus denen Sie zitieren, einmal genau durch, um herauszufinden, ob es Leitlinien gibt, die sich in Ihrem Fach- oder Themengebiet häufiger finden. Manchmal geben auch die Gutachter konkrete Anweisungen (die Sie befolgen sollten um der Note willen.) In allen Fach-Disziplinen haben sich unterschiedliche (oft nicht kompatible) Vorgehensweisen durchgesetzt - grundsätzlich ist aber nur eines wirklich wichtig: dass Sie sich für ein System entscheiden und dieses stringent durchziehen. Bei der Erfassung Ihrer Literatur gilt vor allem soviel Information wie möglich aufzuschreiben, z.B. auch den ausgeschriebenen Vornamen oder den Verlag. Weglassen kann man immer noch.

Besonders häufig werden die Zitationsstile der MLA (Modern Language Association) oder der APA (American Psychological Assiociation) genutzt. Aber auch die DIN/ISO Norm 690 gibt wichtige Hinweise. Der Citavi eigene Stil hat sich in unseren Fachgebieten allgemein bewährt. Entscheiden müssen Sie sich, ob Sie den Nachweis über Fußnoten (Autor: Kurztitel, Seitenzahl) oder im Text in Klammern mit dem sog. Chicago-Stil (Autor Jahr, Seitenzahl) durchführen. Das ist manchmal Geschmacksache, manchmal eine Frage der konkreten Vorgaben Ihres Betreuers oder des Publikationsorgans, das Sie anvisieren.

Immer dann, wenn Sie die Quellen Ihrer Argumente und Zitate nicht nachvollziehbar auszeichnen, begeben Sie sich in die Gefahr einer der schlimmsten wissenschaftlichen Vorwürfe: des Plagiates. Unter Plagiat versteht man geistigen Diebstahl und es erfüllt den juristischen Tatbestand der Täuschung (bzw. des Meineids, da Sie meist eine Eigenständigkeitserklärung mit abgeben müssen). Dies kann nicht nur für Minister*innen erhebliche Konsequenzen für den Lebenslauf haben! Hierbei reicht es nicht, eine Quelle im Literaturverzeichnis anzuführen, es muss der direkte Bezug zum Inhalt genau dort hergestellt sein, wo Sie fremde Gedanken nutzen - und das tun Sie ja fast überall.2 Immer dann, wenn Ihre Betreuer/Gutachter/Leser*innen Zweifel haben (zum Beispiel, weil Schreibstile nicht zusammenpassen), wird Ihre Arbeit gründlich nach Plagiaten durchsucht werden. (Manche Fachbereiche prüfen auch systematisch per Software nach Plagiaten!) Bleiben Sie also transparent - nicht nur im Sinne der Weiterverarbeitung durch die Wissensgemeinschaft, sondern auch im eigenen Interesse.


vgl. Scharz, Thomas (2004): Merkblatt zur Zitation - Zur Gestaltung bibliografischer Angaben in Texten, Fußnoten und Literaturverzeichnissen. Universität Duisburg-Essen. Online verfügbar unter: https://www.uni-due.de/agpaedagogischejugendforschung/pdf/Merkblatt.pdf (Letzter Zugriff: 26.08.2014).

vgl. Evangelisch-Theologische Fakultät (2011): Was ist ein Plagiat? Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Online verfügbar unter: http://egora.uni-muenster.de/fb1/pubdata/Was_ist_ein_Plagiat.pdf (Letzter Zugriff: 26.08.2014).

Sprache

Außenblick

An dieser Stelle eine kleine Wiederholung dessen, was auch an anderer Stelle dieses Kurses immer wieder auftaucht: Sie benötigen einen Blick von außen. Sie selbst haben sich jetzt so intensiv mit dem Thema befasst, dass Sie nicht mehr wissen können, was noch für "Laien" verständlich ist und was schon nicht mehr. Sie haben auch nicht mehr genug Distanz, um festzustellen, ob Sie sich in einem Kapitel "verrannt" haben oder ob Ihr Forschungsweg noch nachvollziehbar ist. Für Sie ist alles klar - doch haben Sie das auch so rüberbringen können?

Sie benötigen die Unterstützung Ihrer Studienkolleg*innen, Sie brauchen Unterstützung in Form von peer reviews (Begutachtung durch Ebenbürtige). Hierzu kann Ihnen das Forum hier in diesem Kurs Unterstützung sein, insbesondere, wenn es sich um kleinere Teile handelt. Idealerweise finden Sie aber eine/n Tandem-Partner*in bzw. eine kleine Arbeitsgruppe direkt aus Ihrem Studiengang, in der jeweils alle gegenseitig bereit sind, sich auch für Ihre Arbeit zu engagieren. Auftakt könnte das gemeinsame Ansehen des Videos "Feedback" aus dem 1. Kapitel sein, um die Grundlage Ihrer Zusammenarbeit zu legen.

AUFGABE: Rückmeldungen

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Visualisierung


Quelle: Lantzsch, Janine (2014): Bestandsvisualisierung in Bibliotheken. Potenziale und Herausforderungen. Master-Thesis. Fachhochschule Potsdam. Fachbereich Informationswissenschaften.

AUFGABE: Visualisieren

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Einleitung

Ihre Einleitung werden Sie zum Schluss schreiben – denn erst dann sind Sie in der Lage, Ihre Arbeit wirklich zu beschreiben. Ihre Einleitung und Ihr Abschluss sollten einen Bogen spannen und sich aufeinander beziehen; idealerweise werden sie parallel bzw. direkt nacheinander geschrieben. Wenn es für Sie jedoch wichtig ist, eine Arbeit von vorne nach hinten zu schreiben, spricht natürlich nichts gegen eine Einleitung zum Auftakt, die Sie jedoch am Ende noch einmal gründlich überarbeiten sollten - denn all Ihre Versprechen aus der Einleitung müssen eingehalten werden.

Eine Einleitung ist in der Regel nicht länger als zwei Seiten. Sich kurz zu fassen ist bekanntlich schwer – planen Sie daher unbedingt genug Zeit für diesen wichtigen Schritt ein und langweilen Sie Ihre Leser*innen nicht schon direkt beim Einstieg. Die Qualität Ihrer Einleitung wirkt sich maßgeblich auf die Art des Weiterlesens aus!

Ihre Einleitung führt uns in das Thema ein - geben Sie uns, wenn Sie möchten, Ihren persönlichen Bezug, auf jeden Fall aber den aktuellen (wissenschaftlichen) Kontext, in dem sich Ihre Arbeit bewegt. Sie fasst zudem die Problem- und Zielstellung Ihrer Arbeit zusammen und erklärt Aufbau und Vorgehensweise.

Investieren Sie die Zeit, über den ersten Satz Ihrer Arbeit nachzudenken. Ihre Eröffnung gibt den Ton für die gesamte Arbeit an.

"Im digitalen Zeitalter scheint jede benötigte Information nur noch einen Mausklick entfernt zu sein." "Bibliotheken stehen seit jeher vor der Aufgabe, große Datenmengen zu verwalten und diese den Nutzern zugänglich zu machen. Technologische, organisatorische und politische Entwicklungen unterstützen das Bibliothekswesen dabei."

"Thailändische Elefanten, die Satellitenschüsseln in den Urwald transportieren (UNEP, 2002), Bibliotheksboote mit Internetanschluss in Bangladesch (Shidhulai, 2008), Tests mit Ballons, die aus der Stratosphäre eine Internetverbindung zur Erde herstellen (Google, 2013) – all dies sind Versuche, Menschen einen Zugang zum Internet zu ermöglichen und damit die globale digitale Spaltung zu verringern - einer Spaltung, die die Mehrheit der Weltbevölkerung vom Zugang zu Wissen und Information im 21. Jahrhundert ausschließt."

"Die Bestandsvisualisierung ist eine besondere Form der Informationsvisualisierung und wird in Bibliotheken u.a. bereits in Form von Leit- und Orientierungssystemen eingesetzt. Diese Arbeit erforscht daher kein neues Forschungsfeld, sondern blickt nur mit einer anderen Sicht auf das bereits Vorhandene und entwickelt dieses weiter."

Ihre Einleitung beschreibt quasi den Mittelpunkt Ihrer Arbeit - all das, was Sie als zentral betrachten. Dies gibt Ihren Betreuer*innen die Möglichkeit, sich klar auf die Arbeit einzulassen. Vor allem gibt sie aber auch zukünftigen Forschenden die Entscheidungsmöglichkeit, ob Ihre Arbeit für sie relevant ist oder nicht.

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