Haltung zur politischen Bildung

Haltung zur politischen Bildung

par Utilisateur supprimé,
Nombre de réponses : 14

Wie bereits gestern in der Austauschrunde aufgegriffen, finde ich es sehr wichtig, dass erwachsene Personen eine offenere Haltung gegenüber Kinder und Jugendlichen einnehmen. In den sozialen Medien habe ich mal eine Diskussion zum Wahlrecht für unter 18 jährige verfolgt und beobachtet, dass das Stimmungsbild 2 Lager gebildet hat: die einen finden es wichtig, dass auch die Jüngeren ihre eigene Meinung kundtun müssen und die anderen sind der Meinung, dass man solche wichtigen Entscheidungen nicht in die Hände von Minderjährigen geben kann, weil "die keine Ahnung davon haben".

Rein hypothetisch gedacht: Was macht den Unterschied in der Kompetenz eines Menschen einen Tag vor dem 18. Geburtstag im Vergleich zu dem Tag nach dem 18. Geburtstag aus? 

Und wie kann es sein, dass Politik und das Entwickeln der eigenen Haltung dazu erst Ü18 als sinnvoll betrachtet wird?

Und, warum ist es für Erwachsene so schwierig eine offene Haltung zu entwickeln, wenn doch genau davon abhängig ist, dass man Kindern und Jugendlichen durch uneingeschränktem Zugang zu Fakten/Wissen ermöglicht eine eigene Meinung/Haltung zu entwickeln? Ich finde es total spannend meinen 8 Jährigen zu beobachten wie sich seine Mimik verändert, wenn ich ihm von den aktuellen weltpolitischen Konflikten erzähle, weil er wissen will, warum "man Putin nicht einfach wegbähmt". Auf Augenhöhe offen und ehrlich zu sein ist nicht nur das Recht von Kindern und Jugendlichen, sondern auch ein Geschenk für uns Erwachsene. Die vermeintlich "kindliche Naivität" trägt bei einer offenen Haltung dazu bei, dass man selbst noch einmal die politische Haltung überdenkt und innere Konflikte reflektiert. Ich finde, dass das ein absoluter Gewinn ist!


Ich bin gleichzeitig aber auch ziemlich erschrocken darüber, dass präventive Bildung uns Menschen zu Objekten potentieller Gefährder:innen macht - das sind Dinge, über die die meisten Menschen gar nicht nachdenken. Gleichzeitig denke ich, dass es auch ganz gut so ist. Würden Menschen dahinter nicht auch irgendwie eine Bedrohung für sich selbst sehen und damit wieder zu potentiellen Gefährder:innen der Demokratie werden? Ich habe dazu ein vages Bild von der Querdenkerbewegung vor Augen ...

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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Eda Yilmaz,
Liebe Christina,
vielen Dank für dein Beitrag. Ich kann dir nur zustimmen. Ich persönlich finde es auch sehr wichtig, dass die erwachsenen Menschen in Bezug auf das Thema offener sein sollten und auch den Kindern/Jugendlichen da mehr zutrauen sollten. Ich finde, dass das Alter nicht relevant ist. Jedes Kind ist in seiner Denkweise individuell und deswegen kann ich dir nur Recht geben. Ich hatte auch mal im öffentlichen Verkehr - ich glaube das war in der Straßenbahn bin mir nicht ganz sicher - mitbekommen, dass sich Kinder/Jugendliche in Bezug auf die Politik unterhalten hatten, deswegen finde ich, dass das Alter nicht wichtig ist.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Matthias Schreckenbach,
Wenn ihr Lust habt schaut euch mal die App BUZZARD an. Hier wird der Versuch gemacht und ich finde sehr gelungen, News für Kinder und Jugendliche gut aufzubereiten.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Larkin Liederwald,
Ich denke auch. Die Zweifel, ob Jugendliche in der Lage sind, politisches Geschehen in der Gesellschaft verfolgen zu können und eine politische Meinung zu entwickeln sollten wohl eher Zweifel am Bildungssystem bedeuten, dass gar nicht in erster Linie zum Ziel hat Jugendliche in solchen Belangen zu fördern.
Was ich neben der Debatte, ob Jugendliche das "können" auch relevant finde ist die Frage, wer eigentlich die nächsten 40 Jahre in dieser Gesellschaft lebt. Es ist letzten Endes komplett absurd, dass 70 und 80 Jährige mehr über das Geschehen in dieser Gesellschaft entscheiden können als Menschen, die diese Gesellschaft eigentlich prägen. Während 50 - 80 Jährige darüber diskutieren, welche Rechte denn nun trans Menschen haben und Lesben und Schwule Kinder zusammen haben dürfen, gehen queere Jugendliche auf die Straße und kämpfen für ihre Rechte. Während Konservative über das Recht auf Abtreibung und traditionelle Familienmodelle diskutieren, sprechen 18-Jährige davon, keine Kinder kriegen zu wollen, weil sie es nicht verantworten wollen, sie in eine Welt, die in den kommenden Jahren durch die Klimakrise komplett zestört wird, hineinzusetzen. Junge Leute sollten über eine Zukunft mitbestimmen dürfen, die niemanden so sehr tangiert wie sie selbst.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Utilisateur supprimé,
Ich finde Bildung an dieser Stelle am wichtigsten. Extremismus hat verschiedene Hintergründe. Doch auch wenn sich die Ideologien unterscheiden, ist der Prozess ähnlich. RadikalisiererInnen sind erfolgreich, weil sie die emotionale Unterstützung bieten, die ein Mensch manchmal im Leben vermisst.
Sie suchen im Allgemeinen nach Menschen, die gekränkt, wütend, frustriert oder verwirrt sind.
Bildung kann nicht verhindern, dass eine Person sich einer gewalttätigen extremistischen Ideologie anschließt, aber eine gute Qualität der Bildung kann zu einem sicheren Umfeld beitragen, das es gewalttätigen extremistischen Ideologien schwer macht. Wenn Schulen den Schülerinnen keine qualitativ hochwertige Bildung bieten, die ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Zukunft selbst zu bestimmen und sich über sensible Themen im Zusammenhang mit lokalen und globalen Konflikten informieren können , versuchen die Schülerinnen, Antworten in weniger zuverlässigen Informationsquellen zu finden, die von gewaltbereiten extremistischen Anwerberinnen manipuliert sind.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Zilan Aca,
Hey Helena, du triffst da einen ziemlich wichtigen Punkt! Jugendlichen wird viel zu wenig Mitbestimmungsrecht gegeben, dafür das sie diejenigen sein werden, die noch eine Weile auf dieser Welt leben. Es ist unglaublich schade, dass den jungen Menschen so wenig zugetraut wird, ich finde es geht schon in Richtung Altersdiskriminierung oder? Ich finde ein großer Teil der Generation Z ist wirklich sehr aufgeklärt und engagiert, gerade in den Themen die du angesprochen hast.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Emma Remisch,

Hey Helena, 

ich gehe da bei deinen Aussagen mit. Ich finde es ist ein Unding, dass jungen Menschen eine politische Haltung und eine Meinung zum Weltgeschehen abgesprochen wird. Man muss nur einen Blick auf FrodaysForFuture wagen, oder wie du meinst, in Richtung der queeren Szene, um zu sehen wie interessiert junge Menschen an der Politik und ihrer eigenen Zukunft sind und, dass Veränderungsenergie da ist. 

Dieses Interesse sollte nicht belächelt sondern ernst genommen und angenommen werden. 

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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Sophie Elisabeth Best,
Ich stimme dir zu. Wenn erwachsene Menschen der Meinung sind, dass Jugendliche "keine Ahnung" haben, sollte der Blick vielleicht auch dafür verschärft werden, wie wir die Bildung und Meinungsförderung der jungen Menschen fördern und verbessern könnten, anstatt sie einfach radikal auszuschließen und als unfähig abzustempeln. Außerdem werden alte Menschen, welche teilweise aufgrund von Alterserscheinungen in Bezug auf ihre kognitive Leistung auch nicht mit jüngeren Erwachsenen "mithalten" können, auch nicht einfach von Wahlen ausgeschlossen. Ich könnte mir vorstellen, dass Jugendliche durch das Wissen "Meine Stimme zählt", auch motiviert werden würden, sich eingehender mit Politik und dem Weltgeschehen zu befassen.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Susan Carolin Hagemann,
Ich kann mich den Kommentaren hier nur anschließen. Zum einen gehe ich sehr mit dem Punkt von Christina mit, dass Kinder und Jugendliche weit mehr begreifen als häufig angenommen. Ich arbeite als Werkstudentin bei einer kleinen gGmbH, die jedes Jahr einen Plakatwettbewerb für Schüler*innen im Alter von 6-12 Jahren ausrichtet. Das Motto variiert von Jahr zu Jahr, hat jedoch immer den Umweltschutz (inkl. Risiken und Chancen) im Fokus. Dabei entstehen nicht nur wunderschöne Kunstwerke, sondern es wird auch deutlich wie sehr sich die Schüler*innen mit den Thematiken auseinandersetzen. Bei den Ausstellungen am Ende sind meist die Eltern ganz überrascht, wieviel (mehr) ihre Kinder verstehen.
Zudem hat Helena noch einen weiteren sehr relevanten Punkt benannt! Kinder und Jugendliche sind nicht nur schon sehr aufgeklärt, sondern sie sehen die Zukunft auch schon ganz anders als die ältere Generation. Also wieso dürfen sie nicht bei ihrer eigenen Zukunft mitentscheiden?
Doch sind wir davon noch weit entfernt. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung aus dem Sommer bei der ein Lehrer von seiner Schule berichtet. Die Schüler*innen hatten darum gebeten, dass jede Person selbst entscheiden dürfe, ob sie gendern möchte oder nicht. Doch die Schule hat gendern insgesamt abgelehnt. Der Lehrer berichtet zu welchem Unmut das bei den Schüler*innen führte.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Sandra Waclaw,

Hey, 

ich gehe da mit! Den Kindern und Jugendlichen wird viel zu wenig zugetraut. Sie sollten mehr einbezogen und aufgeklärt werden. Die Schule erfüllt die Aufgaben der politischen Aufklärung und Möglichkeiten der Teilnahme so gar nicht. Wir erfahren, wie das System aufgebaut ist und wie die Normen sind (oder sein sollen), doch so richtig erfährt man auch wiederum nichts über all die Geschehnisse und Möglichkeiten. Kinder und Jugendliche haben oft Gedankengänge, die wir älteren Menschen nicht so auf dem Schirm haben oder aufgrund des Alters nicht mehr unser Thema ist. Kinder und Jugendliche, oder aber junge Erwachsene möchten von Generation zu Generation mehr mitspracherecht oder zumindest wenigstens die Möglichkeit bekommen gehört zu werden. Doch alleine aus dem Grund, dass genau das nicht passiert, entstehen doch die ganzen Bewegungen und Demonstrationen ... oder seh ich das Falsch? Fridays for Future, letzte Generation, etc. pp


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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Utilisateur supprimé,
Kinder und Jugendliche sind doch aus ihrer eigenen Lebenswelt heraus zu betrachten, deswegen gehe ich da mit wenn Ihr schreibt dass Jugendliche mehr mit in politische Entscheidungen mit eingebunden werden sollten. Der Ausschluss aufgrund von jungem Alter ist nicht zu rechtfertigen. Das Wahlrecht bis zu einem Alter von 60/70/ oder 80 wäre ja auch keine diskutable Entscheidung. Vielleicht sollte man sich viel eher die Frage stellen welcher Fähigkeiten es denn bedarf um zum Beispiel Wählen zu gehen?
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Utilisateur supprimé,
Ich denke tatsächlich auch dass das Gefühl, politisch nicht ernst genommen zu werden, Radikalisierungspotential bietet. "Wenn mir niemand Gehör schenkt, dann verschaffe ich es mir eben." Wir müssen auch bedenken dass ein enormer Anteil der erwachsenen Menschen die in Deutschland leben (teilweise seit vielen Jahren) hier kein Wahlrecht haben. Das ist Katastrophal für eine Demokratie.
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Virginia Ruß,
Ich verstehe es auch nicht. Ich arbeite in einer Jugendfreizeiteinrichtung (Alterspanne zwischen 6-27 Jahre) und habe dort mal eine Umfrage gestartet, ob sie der Meinung sind, dass minderjährige bereits wählen dürfen sollten oder nicht. Das Ergebnis ist erschreckend. 95% sind der Meinung, dass Minderjährige kein Mitbestimmungsrecht bekommen sollten. Der meist angeklickt Grund war, dass sie zu jung sind, um das Ganze zu verstehen. Und genau das ist doch schon falsch!

Egal wie alt ein Mensch ist, er hat Bedürfnisse und sollte diese zum Ausdruck bringen dürfen. Es ist daher unsere Aufgabe Ihnen beim Ausdruck zu helfen.

Und das Zweite, wir sollten endlich politisch schulen! Erwachsene sind meist nicht genug geschult, um wirklich zu wissen, was politisch geschieht, da sie es selbstständig tun müssen und teilweise nicht wissen, welche Information woher relevant ist. Wir müssen demnach bereits in Bildungseinrichtungen wie Kita und Schule damit beginnen Aufklärung zu betreiben und vor allem den Kindern früh beizubringen, wie sie vertrauenswürdige Information erhalten, auf denen sie sich ein Urteil bilden. Und das können bereits minderjährige!

Ich bin sogar der Meinungen, dass der Ausschluss von Minderjährigen zu einer Verfälschung der Bedürfnisse in der Politik führen, da Kinder und Jugendlichen teilweise noch eine andere Art und Weise besitzen mit Problemen umzugehen. Und dieser Ausschluss führt evtl. dazu, dass wir wichtige Schritte nicht einleiten oder gar nicht erst betrachten. Wir benötigen Diversität um voranzuschreiten und es gehören dementsprechend auch andere Altersgruppen als Ü18 dazu. Außerdem, wenn wir Aufklärung betreiben ist das biologische Alter relativ egal, da es um die kognitive Einschätzung geht und nicht um die biologische. Wir sollten hier also nicht nach dem Recht (Ü18) entscheiden, sondern nach Aufklärungshistorie (Anzahl an absolvierten Aufklärungskursen).
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Falko Netsch,
Auch ich bin der Auffassung, dass junge Menschen viel mehr in demokratische Prozesse eingebunden werden müssen. Wenn ihnen eine politische Stimme gegeben wird, haben sie die Möglichkeit ihre eigene Zukunft mitzugestalten. Außerdem denke ich, je mehr Menschen, egal ob jung oder alt, gehört werden, desto gerechter und stärker wird eine Demokratie. Und dass die Menschen weit unter 18 Jahren politisch aktiv sein möchten und großen Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse haben, kann man ganz deutlich an Bewegungen, wie "Fridays for Future" oder "Black live Matters" sehen.
Ohne den Austausch zwischen den Generationen ist ein friedliches und zufriedenes Miteinander schwer vorstellbar. Deshalb ist es umso wichtiger, dass unser Bildungssystem, wie es Virginia bereits beschrieben hat, diesen Austausch fördert und Wege zur politischen Teilhabe aufzeigt!
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Re: Haltung zur politischen Bildung

par Utilisateur supprimé,
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin mir bei der Thematik nicht so sicher, ob jugendliche ab 16 Jahren schon wählen sollten. Vielleicht ist die heutige Generation politisch deutlich mehr interessiert als noch zu meiner Jugendzeit. Bei uns waren eher andere Themen angesagt .
Aber vermutlich ist die Jugend ähnlich heterogen, wie die Erwachsenen. Wenn wir ehrlich sind, dürften hier einige hiervon nicht wählen gehen . Vielleicht gleicht es sich dadurch wieder aus – hoffentlich. Auf jeden Fall haben junge Erwachsene ganz andere Vorstellungen, Wünsche und Ziele, als beispielsweise Erwachsene im mittleren Alter oder Rentner. Dieser Interessenkonflikt wird immer schwierig bleiben. Da unsere Gesellschaft immer bunter wird, wäre es vermutlich auch an der Zeit, für einen politischen Umbruch. Politiker bzw. das Parlament muss –wie eigentlich vorgesehen- ein Abbild unserer Gesellschaft abbilden, spricht Vertreter aus allen Gesellschaftsschichten, wie z.B. aus dem Handwerk bzw. der Mittelschicht. Ich denke, Jugendliche denken eher systemkritisch und sind noch nicht so „eingefahren“. Hier sehen sich mit Sicherheit viele Politiker auch bedroht.
Trotzdem sollte die Politik etwas mutiger werden. Manchmal muss man sich einfach etwas trauen.