Ungleichheit als Demokratiegefahr

Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Utente eliminato -
Numero di risposte: 11
Als Kritikpunkte nennt Mr. Sandel, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird und durch die ungleiche Verteilung der finanziellen Güter - er nennt ein paar Beispiele, um aufzuzeigen, dass Reichtum in der Regel auf Glück und Zufall basiert und nicht auf reines Können bezogen werden kann - das Gemeinwesen unterwandert wird. Er scheint davon überzeugt zu sein, dass finanzielle Anreize (zB hoher Verdient wie bei Fußballern) gesetzt werden können, um eine Mitwirkung zum Gemeinwohl zu erwirken. Demnach müsste es eine Umverteilung der finanziellen Güter geben (als Beispiel nannte er Manager, die viel verdienen, im Vergleich zu Erzieher:innen, die für die harte Arbeit viel zu wenig verdienen aber ein wichtiger Bestandteil zum Erhalt der Gesellschaft UND der Wirtschaftslage sind).
Ich finde diesen Gedanken sehr interessant. Andererseits habe ich erst gestern mit einer Person darüber gesprochen, dass mir eine Anstellung im öffentlichen Dienst weniger genehm wäre als eine weniger gut bezahlte Stelle bei einem freien Träger, weil Lebensgefühl für mich bedeutet, dass ich nicht nach irgendwelchen Vorschriften arbeite, sondern meine ethische Haltung umgesetzt wissen will. Ich denke, dass seine Ansätze deshalb auch sehr kritisch betrachtet werden sollten.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Utente eliminato -
Mir ist auch aufgefallen, dass er seine Thesen nicht als Kritik an der Marktwirtschaft oder am Kapitalismus versteht. Das irritiert mich etwas, denn die Probleme die er beschreibt bauen ja eben auf dieser kapitalistischen Marktwirtschaft auf bzw. erwachsen aus ihr. Insgesamt fehlen mir in dem Beitrag auch wieder resultierende Vorschläge oder Handlungsansätze, wie den Problematiken entgegnet werden könnte...
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Larkin Liederwald -
@Jolan, sehe ich auch so. Letztenendes gilt seine Kritik ja aber leider nicht der Marktwirtschaft an sich. Ihm geht es ja nur darum, in welchen Bereichen der Markt eingeschränkt werden soll.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Sophie Elisabeth Best -
Ich finde auch, dass der Bogen zur Kritik des Kapitalismus nicht gezogen wird. Dabei bildet der freie Markt und die Grundsätze der Demokratie mit Hinblick auf Gleichheit und Ungleichheit ein radikales Gegenteilspaar. Während Demokratie den Grundsatz der Gleichheit und Gerechtigkeit vertritt, bildet der Markt den primären Ursprung der Ungleichheit beziehungsweise den primären Antriebsfaktor. Durch den Eingriff der Demokratie bzw. Politik in den Markt, wird versucht die entstehende Ungleichheit einzudämmen (welche durch den Markt voran getrieben wird) um sich an Gleichheit anzunähern und Teilhabe zu ermöglichen.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Utente eliminato -
Das System von auf Leistung erfolgt Erfolg nutzt nur den Profiteure dieses Systems. Die Profiteure gehen darum davon aus, dass der Erfolg ihnen zusteht.Die wenigen die im System scheitern sind, dann selber schuld. Die Ungleichheit in den demokratischen Gesellschaften zu, Verlierer und Gewinner des Systems entfernen sich sowohl auf sozialer als auch auf finanzieller Ebene immer weiter voneinander. Er sagt , dass wir wir an einer Politik des Gemeinwohls und der Gerechtigkeit arbeiten müssen, die allen Mitgliedern der Gesellschaft zugutekommt.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Virginia Ruß -
Bei der Überschrift dachte ich auch erst, dass Ungleichheit doch genau das ist, was wir in der Demokratie benötigen. Allerdings ging ich hier von der Diversität der Menschen sowie deren Fähigkeiten aus. Wie Sophie schon meint ist hier das Parodoxon, da wir in einigen Bereichen Gleichheit anstreben sollten, um Fairness schaffen zu können. Es kann nicht sein, dass Gehalt nach Herkunft, Geschlecht oder Akademischen Grad bewertet wird. Auch dass überhaupt eine Bewertung ausgeführt wird ist für mich unbegreiflich, da jede Arbeit in ihrer einzigartigen Form wichtig für die Gesellschaft ist. Sei es ein Fußballstar, welche*r die Menschen zusammenbringt und etwas für deren Psyche tut oder eine Reinigungskraft die für Hygiene sorgt. Jeder sollte die Arbeit ausüben können, die erfüllend ist und nicht danach streben einen Job auszuüben, der viel Geld birgt. So würden evtl. auch mehr Menschen in den Berufen landen, die besser auf ihnen zugeschnitten sind...
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Eda Yilmaz -
Das Video war sehr interessant. Michael Sandel sagt, dass es zwei Gründe gibt, weshalb wachsende Kluft zwischen Reich und Arm uns Sorgen machen sollte. Beim ersten geht es um Gerechtigkeit und beim zweiten mehr um Demokratie. Er ging auch darauf ein, dass es unfair ist, wenn Menschen erleben, dass Arbeit so unterschiedlich entlöhnt wird. Zu diesem Thema ist mir noch in den Sinn gekommen, dass leider ein Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen gibt.
Michael Sandel findet es problematisch und sagt, dass wir von einer Marktwirtschaft zu einer Marktgesellschaft geworden sind. Der Marktwirtschaft ist ein nützliches Werkzeug für die Organisation produktiver Tätigkeiten, aber eine Marktgesellschaft ist eine Lebensweise in der alles zum Verkauf steht [...]. Es betrifft nicht nur die materiellen Güter, sondern erfasst auch das Familienleben, persönliche Beziehungen, Gesundheit, Bildung, nationale Sicherheit und das öffentliche Leben.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Susan Carolin Hagemann -
Das Beispiel mit dem Atommüll fand ich sehr spannend. In einer Gemeinde sollte Atommüll gelagert werden und 50% der Einwohner*innen hätten diesem für das „Gemeinwohl“ zugestimmt. Durch den finanziellen Anreiz sank die Zustimmung um 25%. Das erinnerte mich an einen Auszug aus dem Buch „Über Klima sprechen: Das Handbuch“: „So kamen Studien zu dem Ergebnis, dass Menschen umweltgerechtes oder pro-soziales Verhalten lieber aus mitfühlenden Motiven zeigen als aus egoistischen. Dass zum Beispiel die regelmäßige Kontrolle des Reifendrucks eine gute Idee ist, weil man weniger Benzin verbraucht und so das Klima schont, überzeugt eher, als der Verweis darauf, damit auch Geld sparen zu können. „People may prefer to see themselves as green rather than greedy“, hat das eine Forschungsgruppe um Jan Willem Bolderdijk von der Universität Groningen kommentiert“ (S. 60).
Das Video ist 9 Jahre alt und Mr. Sandel hat 2020 ein neues Buch „Vom Ende des Gemeinwohls: Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreißt“ herausgebracht, welches ich mir ausgeliehen habe. Ich bin sehr gespannt, wie er da zum Thema Markt steht.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Utente eliminato -
Sehr spannend fand ich sein Beispiel der freien Marktwirtschaft mit dem Handel mit Organen. Wie sehr wir Menschen aus ethischer perspektive uns selbst als Ersatzteillager herabwürdigen würden wenn das Thema auf den freien Handel erweitert würde. Vor allem aber wie intersektional anhand des Beispiels Menschen mit wenig einkommen dazu getrieben würden Ihre eigenen Organe zu verkaufen, auf dem Schwarzmarkt ist dies längst Alltag. Abgesehen davon ist die Kluft zwischen Arm und Reich inzwischen exorbitant gestiegen, vor allem in Zeiten von Corona.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Zilan Aca -
Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, welche Sandel erwähnt ist eine Ungleichheit und die Demokratie bedroht. Mehr arme Menschen bedeutet auch eine immer weniger politische Sichtbarkeit dieser Menschen, sprich jene Menschen können weniger mitentscheiden und teilnehmen an politischen Diskursen. Gleichzeitig spielt dies dem Kapitalismus und reichen Menschen zu. Diese haben dementsprechend eine viel größere Entscheidungsmacht in der Politik.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Falko Netsch -
Die Frage, wie unsere moralischen Werte definiert werden können und Sandels Ausführung dazu, fand ich besonders spannend. Dass seiner Meinung nach viele Parteien wenig Interesse daran haben, den öffentlichen Dialog über Moral und Ethik zu fördern, hat mich ein wenig verwundert. Aber wahrscheinlich ist dies tatsächlich ein Grund für geringe Wahlbeteiligungen und Desinteresse am politischen Leben. Deshalb ist es meines Erachtens so wichtig, dass die Politik Räume für öffentliche Meinungsbildung schafft, in denen insbesondere junge Menschen über Gemeinwohl und Moral einer Gesellschaft diskutieren und streiten können. Und wenn Parteien häufiger an diesen Diskursen öffentlich teilnehmen, werden wahrscheinlich viel mehr Menschen politisch aktiv und hätten die Möglichkeit, die Gesellschaft, in der sie leben, mitzugestalten.
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Re: Ungleichheit als Demokratiegefahr

di Utente eliminato -

Natürlich sind Parteien nicht an einem öffentlichen Diskurs über Moral und Ethik interessiert. Skandale und Korruption von Politikern nehmen seit Jahren immer weiter zu, bzw. werden leichter aufgedeckt. Sicherlich ist dies auch ein Grund für die geringe Wahlbeteiligung. Allein im Bundestag sitzen 87% Akademiker. Der Bundestag soll unsere Gesellschaft widerspiegeln. Wer repräsentiert denn hier wen? Alles Menschen mit schweren Gehältern und maximalen Privilegien. Arme Menschen müssen sich mehr vereinen und gemeinsam Proteste starten. Das ist natürlich immer schwierig, da auch sie sich (wie die gesamte Mittelschicht) im Überlebenshamsterrad drehen sollen, um vermeintlich keine Zeit für’s Nachdenken zu haben.